Schrecklich, aber wahr, Deutschland macht durch absolutes Missmanagement wieder auf sich aufmerksam. Wirecard, das „Tech-Vorzeigeunternehmen“ der jüngsten deutschen Geschichte hat innerhalb von drei Handelstagen rund 90 % seines Börsenwerts und somit über zehn Milliarden Euro zerstört.

Was ist passiert?

Wirecard hat am 18.06.2020, dem zuletzt durch sich selbst kommunizierten Publikationstag für den Jahresabschluss 2019, die Veröffentlichung des Abschluss zum dritten mal verschoben. Des Weiteren räumte Wirecard damit einhergehend ein, dass 1,9 Milliarden Euro und somit ein Viertel Ihrer Bilanzsumme nicht durch Ihren Wirtschaftsprüfer EY bestätigt werden konnte und der Jahresabschluss deshalb durch EY nicht testiert wurde.

Der zweitgrößte Tagesverlust einer Aktie in der Geschichte des Dax war die Folge. Wirecard verlor über 60% an Marktkapitalisierung an einem Tag und weitere ~ 20% am Folgetag. Heute, am Montag den 22.06. geht der Kursrutsch leider weiter, ein Desaster!

Wie konnte es dazu kommen, dass Wirecard so unter die Räder kommt?

Kurz und knapp: Es wurden über einen längeren Zeitraum Risiken unzureichend begegnet und Tatsachen falsch bzw. unsauber nach außen kommuniziert, bis letztlich nun die Bombe hochgegangen ist. Ein riesiger Schaden für Wirecard selbst, für Kapitalanleger und auch gesamthaft für den Standort Deutschland ist die Folge.

Eine Melonenampel at its best wurde offensichtlich von Wirecard über einen langen Zeitraum eingesetzt – nach außen wurde immer der Status grün kommuniziert, obwohl intern bestimmt schon lange bekannt war, dass es massive Geschäftsrisiken gibt. Gutes Management sieht anders aus!

Wer ist Schuld an der Misere?

Am Ende trägt natürlich immer das Management und somit auch die unzureichende Governance des Konzerns die Schuld.

Dennoch tragen aus meiner Sicht in diesem Fall alle Beteiligten, denen die Realität bzgl. der Bilanzproblematik bekannt war eine Mitschuld und müssen dementsprechend auch für den Schaden zur Verantwortung gezogen werden. Konkret somit neben dem Wirecard Management auch die Wirtschaftsprüfer EY, KPMG etc.. Die Prüfungsmechanismen der BAFIN sind in diesem Kontext auch kritisch zu hinterfragen.

Lessons learned

Kommunikation und Transparenz ist im Business Management, wie auch im Projektgeschäft Key.

Bei schnell wachsenden Unternehmen, wie auch bei Projekten, gilt es trotz aller Dynamik auf die richtigen Strukturen, Prozesse und Methoden zu achten und diese zu etablieren.

Statusampeln und Kommunikationsmaßnahmen, welche nach außen suggerieren sollen, dass alles in Ordnung ist, obwohl das Gegenteil der Fall ist, nutzen letztlich Niemandem (lesen Sie dazu auch: Mehr Erfolg in Ihren Projekten durch klare Kommunikation und konsequentes angehen von Risiken und Problemen!)

Die Fakten zum Status in Ihrem Unternehmen und in Ihren Projekten müssen auf den Tisch und so für alle Stakeholder transparent sein. Nur so lassen sich solche katastrophalen Entwicklungen verhindern (lesen Sie dazu auch: Alles verstanden, Projektstatus bekannt? Kommunikation und Transparenz als entscheidende Erfolgsfaktoren im Projektmanagement)

Weitere Beispiele für ähnlich schlechtes Management in Konzernen und auch Großprojekten gibt es genug. Denken Sie diesbzgl. einfach an den VW Dieselskandal, den BER oder auch die Elbphilharmonie.

Wie geht es weiter?

Bedingt dadurch, dass das Geschäftsmodell von Wirecard ja sehr gut zu funktionieren scheint, hoffe ich, dass sich das Chaos auflösen und Wirecard wieder erfolgreich und „vertrauensvoll“ werden wird. Eine Verbesserung der Governance und der Kommunikationsarbeit im Konzern ist dafür zwingend notwendig. Ein besseres Risikomanagement und eine saubere Kommunikation hätten viel Unheil in diesem Drama verhindert.

Sollte tatsächlich eine Insolvenz im Zuge des Skandals eintreten, so sehe ich, wie erwähnt, EY und auch KMPG genauso als schuldig an. Hier hätte schon längst durch eine Partei noch stärker die „Hand gehoben“ werden müssen. Da dies nicht ausreichend passiert ist, gilt hier meiner Meinung nach klar: Mitgehangen, mitgefangen!

Bevor dieser Worst Case eintritt, hoffe ich allerdings, dass im Zweifelsfall die Bundesregierung eingreift und das funktionierende Geschäftsmodell mit immerhin über 300.000 Kunden wieder in ruhigeres Fahrwasser bringt.

Hoffen wir, dass dieser Wirtschaftskrimi ein gutes Ende nimmt.

Achten Sie bitte dementsprechend auch auf Ihre Prozesse sowie auf eine saubere Kommunikation etc. in Ihrem Geschäftsumfeld.  

Sollten Sie Bedarf haben in Ihrem Unternehmen oder in Ihren Projekten, Ihr Management etc. zu verbessern, dann melden Sie sich gerne. Ich würde mich freuen, Sie in einem kostenlosen Erstgespräch kennenzulernen und Ihre Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze zu besprechen.

Wir freuen uns auf Ihre Nachricht an info@rpma.de oder Ihren Anruf unter: +49 1786892464

Ihr Xavier Reckers

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PMP; MSP; PSM; PSPO; SA; PMI-ACP; Diplom Volkswirt

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