Ist es SAFe® agile Methoden zu skalieren?
Agilität und agile Methoden sind seit Jahren bereits in aller Munde. In letzter Zeit taucht neben den alt bekannten und sehr verbreiteten Methoden wie Scrum und Kanban auch zunehmend SAFe® im agilen Kontext auf. Mehr und mehr Unternehmen beginnen dieses agile Framework zu implementieren und dauerhaft zu nutzen. Im Folgenden möchten wir Ihnen einen kurzen Überblick zu SAFe® geben und die Vorteile einer Implementierung aufzeigen aber auch die Herausforderungen benennen, denen es zu begegnen gilt.
Wofür genau steht SAFe® und was steckt dahinter?
SAFe® steht abgekürzt für Scaled Agile Framework und ist neben LeSS® eines der am weitesten verbreiteten Frameworks, um Scrum bzw. agile Methoden zu skalieren.
SAFe® baut dabei auf Lean auf und bietet ein agiles Framework für das Management von Teams, Programmen oder auch der Gesamtprojektorganisation (Portfolio-Ebene).
Die Nutzung von SAFe® führt dabei zu einer verbesserten Abstimmung agiler Teams untereinander und somit zu einer gesamthaften Verbesserung der Ergebnisse aller.
Seit ca. 2011 erfreut sich SAFe® zunehmender Beliebtheit und die Vorteile, welche eine Implementierung mit sich bringen sind laut SCALED Agile, den Erfindern von SAFe®, enorm.
So werden unter anderem folgende Erfolgskennzahlen genannt, welche mit der Implementierung von SAFe® einhergehen.
- 35 % Produktivitätssteigerung
- 50 % Qualitätsverbesserung
- 50 % Verbesserung der Time to Market
- 30 % Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit
Klingt fast zu schön um wahr zu sein, oder?
Sollten Sie nicht 100% im Bilde sein bzgl. SAFe®, schauen Sie sich am besten zunächst das folgende kurze Erläuterungsvideo an, bevor Sie mit unserem Interview fortfahren.
Wie einfach bzw. gut lässt sich nun allerdings SAFe® in einem Unternehmen implementieren, so dass man die genannten Vorteile realisieren kann?
Dies und weiteres erläutert unser Experte für agile Methoden Marco Toscano im folgenden Interview:
SAFe® Implementierung in der Praxis – Herausforderungen und Erfolgsfaktoren
XR: Lieber Marco, Du hast als unter anderem als agile Coach verschiedene Konzerne und große Mittelständler bei der Implementierung von SAFe® begleitet. Was sind aus Deiner Erfahrung heraus die größten Herausforderungen für Organisationen bei einer Implementierung von SAFe?
MT: Aus meiner Sicht gibt es zwei Kernherausforderungen für die meisten Unternehmen.
- Das Runterbrechen des gesamten Zielbilds von der Portfolio-Ebene hin zu konkreten Anforderungen auf der Teamebene
- Dass die Teams sich selbstorganisiert steuern und Abhängigkeiten untereinander selbständig identifizieren und lösen
Das lösen dieser beiden Punkte stellt viele Organisationen zu Beginn doch vor einige Herausforderungen und fordert einen intensiven Einsatz aller Beteiligten.
XR: Sehr interessant, nun die Anschlussfrage dazu. Was sind aus Deiner Sicht die Erfolgsfaktoren, welche es zu beachten gilt, wenn man SAFe® erfolgreich ausrollen möchte?
MT: Hier möchte ich die Erarbeitung der Produktvision als einen wesentlichen Erfolgsfaktor nennen, der wiederum viele Aufgaben, auf den drei Ebenen von SAFe®, mit sich bringt (Portfolio-, Programm- und Team-Ebene).
Um sich nicht von Sprint zu Sprint zu hangeln und sich auf eine eher kleinteilige Sicht auf die Produktanforderungen zu fokussieren, ist es zunächst entscheidend, die Produkte mit Ihrer Produktvision auf Teamebene zu erarbeiten. Von der Produktvision heraus lassen sich denn die Jahresumfänge auf der Programm-Ebene bestimmen, von denen sich wiederum die Release-Planung ableiten lässt, mit der man dann in die Sprint-Planung auf Team-Ebene gehen kann.
Die Erarbeitung der jeweilige Produktvision je Team als Leitbild ist somit für alle Beteiligten sehr wichtig. Diese muss immer allen klar sein und auch entsprechend kontinuierlich nachjustiert werden.
Zudem trägt SAFe® aufgrund des hybriden Ansatzes aktiv zu einem agileren Mindset bei, da bestehende Strukturen genutzt werden. Das hat zur Folge, dass nur wenige Veränderungen gegeben sind und mehr Akzeptanz bei der Anwendung zum Tragen kommt: Bestehende Hierarchien auf Programm-, Solution- und Portfolioebene werden durch das Mappen mit neuen Rollen intelligent genutzt.
XR: Verstanden und was für Vorteile entstehen aus Deiner Sicht für Unternehmen durch die Nutzung des SAFe® Frameworks? Gehst Du mit den oben genannten Zahlen von Scaled Agile bzgl. der möglichen Verbesserungen mit?
MT: Aus meiner Erfahrung heraus würde ich die genannten Verbesserungswerte sogar noch höher ansetzen. Des Weiteren nimmt auch die Kundenzufriedenheit klar zu und letztlich der gesamthafte Erfolg in Summe. SAFe® führt somit aus meiner Sicht zu Verbesserungen in den folgenden Bereichen:
- Produktivität
- Qualität
- Time to Market
- Mitarbeiterzufriedenheit
- Kundenzufriedenheit
- Gesamthafter Erfolg der Projektlandschaft
XR: Ok, das hört sich natürlich sehr gut an. Womit bzw. wie schafft es SAFe® solche Optimierungen herbeizuführen.
MT: Der größte Vorteil von SAFe® ist aus meiner Sicht die klare Struktur, welche Unternehmen hilft die Nutzung agiler Methoden zu skalieren.
SAFe® beschreibt sehr klar, wie der skalierte Prozess aussieht – mit allen Rollen und Teilschritten bis zum Ergebnis. SAFe® ist daher für Unternehmen von Vorteil, die mit agilen Methoden noch gar keine oder sehr wenig Erfahrung haben. Die Klarheit des Frameworks führt letztlich bei korrekter Umsetzung zu den starken Verbesserungen.
XR: Last but not Least, der Implementierungszeitplan. Wie lange dauert eine SAFe® Implementierung aus Deiner Sicht? Womit sollten Entscheider kalkulieren, bis das erste Mal ein agile Releastrain (ART) quasi im Bahnhof ankommen kann?
MT: Um ein Release-Paket, welches meist in 3-Monats-Zyklen erfolgt, in einem Train erfolgreich implementieren und ausliefern zu können, ist nach der Entscheidung zur Einführung von SAFe® eine Vorlaufzeit von ca. sechs Monaten realistisch.
In dieser Zeit werden Schulungen, Coachings sowie das Product-Incremental-Planning durchgeführt sowie letztlich die Implementierung der Anforderungen.
SCALED Agile Inc., also die Erfinder von SAFe® haben eine SAFe-Implementierungs-Roadmap entwickelt, die 12 Schritte beschreibt, die Unternehmen befolgen sollten, um SAFe® erfolgreich zu implementieren. Die Folgende Grafik visualisiert dabei den Ablauf. Der Start erfolgt oben links, hier wird die Entscheidung für SAFe® getroffen (Tipping point) und endet unten rechts mit der langfristigen Erhaltung und Pflege der Nutzung des SAFe Frameworks (Sustain and Improve).
XR: Wunderbar, sehr interessant alles. Vielen Dank Marco für Deinen Input und das teilen Deines Expertenwissens.
Fazit – SAFe® ist gekommen, um zu bleiben
SAFe® ist aus unserer Sicht keine kurze Trendthematik, sondern ist gekommen um zu bleiben. Wir sehen diesbzgl. einen zunehmenden Trend in Konzernen und großen Organisationen etc. mit Hilfe von SAFe® Projekte besser zu orchestrieren und zu managen.
Sollten Sie Interesse habe Ihr Unternehmen weiter zu agilisieren und z.B. SAFe® zu implementieren, so melden Sie sich gerne bei uns. Mit Marco Toscano haben wir mehr als 15 Jahre Expertenwissen zu agilen Frameworks und Methoden im Team.
Einen weiteren Artikel zu agilen Quick-Wins, welche Sie direkt umsetzen können, finden Sie im übrigen hier sowie einen Artikel mit Tipps zur Optimierung Ihres Multiprojektmanagements hier.
Wir würden uns freuen von Ihnen zu hören und mit Ihnen zu besprechen, wie wir Ihnen bei Ihren Herausforderungen helfen können.
Wir freuen uns auf Ihre Nachricht an info@rpma.de oder Ihren Anruf unter: +49 1786892464
Ihr Xavier Reckers
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